Als introvertierte Person kann man manchmal stundenlang in Gedanken verweilen.
Ich habe letztens „Vielleicht lieber morgen“ gelesen (und nein, dieser Artikel dreht sich nicht um das Buch, auch wenn ich es toll fand!). In einer Passage erzählt der Protagonist seinem Lehrer, was in seinem Kopf vorgeht, und dieser warnt ihn davor, in seinen eigenen Gedanken zu verweilen und nicht am wirklichen Leben teilzunehmen.
Dieser Satz brachte mich wirklich zum Nachdenken, denn ich glaube, dass ich das viel zu oft mache.
Mach dir bewusst, dass du in deinen Gedanken verweilst
Letzte Woche war ich alleine zu Hause, weil mein Freund auf Reisen war. Ich hatte auch nicht so viel Arbeit, weil viele Menschen Urlaub hatten. Und Freunde habe ich in unserer neuen Stadt noch nicht.
Da ich mehr Zeit hatte, begann ich wieder mal damit, meine alten Harry Potter Bücher zu lesen, und war bald wieder in der Welt gefangen (so ziemlich zum 20. Mal in meinem Leben). Also habe ich mir auch die Filme nochmal angeschaut, und erwischte mich dann dabei, sinnlose Harry Potter-Verschwörungstheorien auf YouTube zu gucken. Ich mag überhaupt keine Verschwörungstheorien!
Da merkte ich, dass ich viel zu viel Zeit mit wirklich unnötigen Dingen verbrachte. Stattdessen sollte ich lieber etwas Produktives unternehmen!
Natürlich meine ich nicht, dass Lesen schlecht ist. Lesen ist toll. Wenn es beim Lesen oder bei den Filmen geblieben wäre, wäre das alles gar kein Problem. Aber leider neige ich dazu, an der Fantasiewelt meiner Lieblingsgeschichten festhalten zu wollen, und das ist nicht gut.
Introvertiert zu sein bedeutet nicht, dass du andere Menschen nicht brauchst
Ich glaube, dass so etwas vor allem bei introvertierten Menschen vorkommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein extrovertierter Mensch in einer Fantasiewelt verweilen würde, weil die Interaktion mit anderen Menschen seine Energiequelle darstellt.
Als introvertierte Person mit ein wenig zu viel Fantasie muss ich echt aufpassen, dass ich mich nicht von der Außenwelt abschirme. Auch ich brauche die Interaktion mit anderen Menschen.
Ich fing klein an. Meine beste Freundin anrufen. Mit meinen Großeltern sprechen. Und mit meinen kleinen Brüdern über Videospiele diskutieren, von denen ich nichts verstehe.
Dann zwang ich mich, nach draußen zu gehen. Im Moment schreibe ich diesen Artikel in meinem Garten, was im Prinzip noch zuhause ist, aber ich kann nicht mehr ignorieren, dass ich Nachbarn habe und unseren Rasen mähen muss. Das werde ich gleich auch machen.
Ich werde auch zum Supermarkt gehen, nicht weil ich etwas Bestimmtes brauche, sondern weil da Leute sind.
Vielleicht liegt es nur an mir, aber ich verweile viel eher in meinen Gedanken, wenn niemand da ist, der mich da rausholt. Und ich muss lernen, das selber auf die Reihe zu bekommen.
Auch als introvertierte Person brauchst du Inspiration von der Außenwelt
Wir alle wissen, dass man als introvertierter Mensch seine Energie aus sich heraus bezieht. Aber das bedeutet nicht, dass wir von der Außenwelt unabhängig sind. Ich glaube nicht, dass irgendjemand das von sich behaupten kann.
Es ist toll, sich stundenlang alleine beschäftigen zu können, aber das bedeutet nicht, dass das auch ausreichend ist. Jeder braucht regelmäßigen Kontakt zu anderen Menschen, um sich weiterzuentwickeln, seine Komfortzone zu verlassen und Fortschritte zu machen.
Deine Gedanken können dir nichts Neues beibringen, und dennoch gibt es noch so viel zu lernen. Und manchmal reicht eine kleine Information, die man von jemandem bekommt, um uns auf neue Ideen zu bringen.
Unabhängigkeit ist toll, aber nicht ausreichend
Ich lese gerade Stephen R. Coveys „Die sieben Wege zur Effektivität“ und er spricht darüber, wie wichtig es ist, unabhängig zu sein, aber dass wir noch bessere Dinge erschaffen können, wenn wir zusammenarbeiten. Und ich glaube das auch.
Die moderne Gesellschaft legt viel Wert auf Unabhängigkeit, und wir introvertierten Menschen neigen ohnehin schon dazu, uns ziemlich unabhängig zu fühlen. Und so können wir schnell vergessen, wie sehr wir die Menschen um uns herum brauchen.
Wir können nicht warten, bis diese zu uns kommen, sondern müssen proaktiv sein, und den anderen Menschen entgegenkommen. Ich bin mir noch nicht sicher, wie genau ich das machen werde, aber ich werde es versuchen. Und ich werde euch auf dem Laufenden halten, wenn ich etwas finde, was funktioniert!
Bis dahin würde ich mich über jeden Tipp von euch freuen!