Als Frau in den 20ern oder 30ern denkt man schon mal daran, wie es sein wird, wenn man mal schwanger ist. Wenn man dabei auch noch an Reizdarmsyndrom leidet, wird das Ganze noch interessanter. Wie wird mein Reizdarm auf die Schwangerschaft reagieren? Wird es mir schlechter gehen? Oder sogar besser?
Diese Frage stellte ich persönlich mir immer wieder. Und eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass ich die Antwort darauf kannte. Nie hatte ich zu hoffen gewagt, dass ich eine dieser unkomplizierten, glamourösen Schwangerschaften haben könnte, die man immer auf Instagram sieht. Stattdessen stand für mich fest, dass es mir wohl durchgehend schlecht gehen würde und ich wohl oder übel die 9 Monate überleben musste.
Mein Reizdarm hasst alles, was neu ist, und eine Schwangerschaft konnte nicht gut verlaufen. Oder doch?
Wie immer kommt alles stets anders, als man denkt. Daher wollte ich heute von meiner persönlichen Erfahrung mit Schwangerschaft und Reizdarmsyndrom berichten.
Das erste Trimester: Schwangerschaft und Reizdarm vertragen sich nicht
Das erste Trimester war definitiv das schwierigste in Sachen Verdauung. Zu Beginn der Schwangerschaft begann mein Reizdarm nämlich verrückt zu spielen. Ich hatte ständig schlimme Bauchschmerzen und alle anderen tollen Symptome, die man lieber nicht hätte. Hinzu kam, dass ich unglaublich kaputt und müde war, den ganzen Tag lang. Na toll, dachte ich. Es ist also wirklich so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe.
Die gute Nachricht ist: diese Situation dauerte nicht lange an. So richtig elend ging es mir reizdarm-mäßig nur in der 4., 5. und 6. Woche. Danach kam die Übelkeit. Das war zwar nicht besser, hatte aber nichts mit RDS zu tun.
Am Anfang hatte ich noch beides, Reizdarm und Übelkeit. Das fühlte sich dann an wie eine nie endende Magen-Darm-Grippe. Zum Glück ließen die Reizdarm-Symptome dann aber nach, sodass mir nur noch kotzübel war.
Etwa drei Wochen lang konnte ich kaum aufstehen. Ich konnte nur Weißbrot ohne alles und Obst essen. Von allen anderen Lebensmittel musste mich übergeben, auch wenn ich sie nur anschaute. Oder roch. Buchstäblich. Einmal musste mein Verlobter einen ganzen Camembert wegschmeißen, weil mir von dem Geruch so schlecht war…
Aber: meinem Darm ging es besser. Das war doch schon mal etwas!
Im Laufe meines ersten Trimesters ließ die Übelkeit dann langsam nach, sodass ich in der 11. Schwangerschaftswoche zum ersten Mal seit Monaten eine richtige Mahlzeit zu mir nehmen konnte. Der Reizdarm blieb weg.
Das zweite Trimester: Mein Reizdarm hat sich Urlaub genommen
Das zweite Trimester war zweifellos das Beste, sowohl was Schwangerschafts-Wehwehchen als auch mein Reizdarmsyndrom betraf. Beides war ab dem 4. Monat nämlich so gut wie weg.
Mir war nicht mehr ständig übel, auch wenn ich noch immer keinen Käse riechen konnte.
Manche leiden in der Schwangerschaft an Verstopfung; bei mir hatte sich die Verdauung einfach normalisiert und funktionierte so wie bei einem gesunden Menschen.
Obwohl ich noch immer sehr müde war, musste ich nicht mehr 12 Stunden am Tag schlafen. Das einzige, mit dem ich zu kämpfen hatte, war ein bisschen Abgeschlagenheit, ein Blähbauch und die Tatsache, dass ich nicht mehr in meine Jeans passte. Es fühlte sich an wie Urlaub vom Reizdarmsyndrom!
Nach zwei solchen Monaten hatte ich schon fast vergessen, wie schlimm Reizdarm eigentlich sein kann. Ich musste nicht mehr 3 Stunden früher aufstehen, um morgens 564 Mal auf Toilette zu gehen. Ich hatte keine Angst mehr, das Haus zu verlassen. Es war einfach unglaublich!
Das dritte Trimester: Alles tut weh, aber der Reizdarm bleibt weg
Sobald ich im dritten Trimester angelangt war, nahm die Schwangerschaft Überhand. Zwar blieb mein Reizdarm weiterhin still, aber meinem Verdauungssystem ging es dennoch nicht so gut.
Das Baby wurde immer größer und drückte auf meine Lungen, meinen Magen, meinen Darm. Ich war erneut unglaublich kaputt und schaffte es kaum noch eine Treppe hoch, ohne ganz außer Atem zu kommen. Und meine Verdauung funktionierte auch nicht mehr so richtig.
Genau genommen hatte ich keine Reizdarmsyndrome während der Schwangerschaft, sondern einfach Schwangerschaftsbeschwerden, die die Rolle vom Reizdarm übernommen hatten.
Nach jeder Mahlzeit hatte ich mit einem Blähbauch zu kämpfen. Hin und wieder war die Verdauung so schmerzhaft, dass ich kaum aufrecht stehen konnte – besonders wenn ich eine Weile nicht mehr auf Toilette gewesen war.
Meiner Meinung nach hatte aber nichts davon etwas mit meinem Reizdarmsyndrom zu tun. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass mein Darm so zusammengequetscht war, dass er einfach nicht genügend Platz zum Verdauen hatte.
Insgesamt war das dritte Trimester definitiv nicht einfach. Aber nicht wegen RDS, sondern weil man einfach wochenlang mit einer Bowlingkugel im Bauch herumläuft.
Schwangerschaft und Reizdarmsyndrom: Mein Fazit
Wenn ich meine Erfahrungen mit Schwangerschaft und Reizdarmsyndrom zusammenfassen müsste, würde ich definitiv sagen, dass es die beste Zeit überhaupt war. Klar hatte ich zu Anfang mit einigen komplizierten Wochen zu kämpfen, aber das war nichts im Vergleich zu den folgenden 6 Monaten ohne Reizdarmsyndrom.
Mein Reizdarmsyndrom blieb während des Großteils meiner Schwangerschaft im Grunde einfach aus. Und da ich insgesamt eine eher unkomplizierte Schwangerschaft hatte, konnte ich diese Pause vom Reizdarmsyndrom so richtig genießen!
Was die anderen Verdauungsbeschwerden betrifft, glaube ich, dass sie nicht viel mit dem Reizdarmsyndrom zu tun hatten. Ich hatte ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass auch kerngesunde Frauen dieselben Erfahrungen machen.
Im Großen und Ganzen würde ich also sagen, dass eine Schwangerschaft bestimmt nicht leicht ist, aber in meinem Fall hatte das Reizdarmsyndrom kaum Einfluss darauf.