Zuerst einmal möchte ich etwas klarstellen: ich möchte unter keinen Umständen den Eindruck vermitteln, als könne man sich mit Familie und Freunden zusammen nicht weiterentwickeln. Aber manchmal lernt man eben schneller, wenn man keine Hilfe hat und nur auf sich selbst zählen kann.
Was mich dazu inspiriert hat, diesen Artikel überhaupt zu schreiben, war die Woche, als mein Freund auf Dienstreise war. Ich war zum ersten Mal für eine längere Zeit alleine zu Hause, seit wir in eine kleine Stadt umgezogen waren.
Als wir noch in der Großstadt lebten und er wegfuhr, änderte sich nichts weiter als dass ich alleine Netflix gucken musste. Diesmal aber arbeitete ich von zu Hause aus. Und was noch wichtiger ist: ich hatte jede Menge zu tun und hatte mein Auto zur Verfügung, das mein Freund normalerweise jeden Tag benutzt. Kurz gesagt musste ich auf mich selbst zählen, um alles zu erledigen.
Wenn man auf sich selbst zählen muss, kann man sich nicht so leicht vor Verantwortung drücken
Du solltest wissen, dass mein größtes, und wahrscheinlich sogar das einzige, Problem mit dem Kleinstadtleben war, dass ich nicht wusste, wie ich von A nach B kommen soll. Ich fahre überhaupt nicht gerne Auto. Ich bin eine furchtbare Fahrerin. Und der Gedanke, ins Auto zu steigen und alleine irgendwohin zu fahren, löst bei mir schon seit Jahren Panik aus.
Und ich hatte es erfolgreich vermieden, als wir in der Großstadt lebten! Mit den ganzen öffentlichen Verkehrsmitteln brauchten wir iegentlich gar kein Auto.
Zurück zu der Woche, von der ich erzähle: ich hatte ein Meeting am entgegensetzten Stadtrand. Normalerweise macht mir ein langer Spaziergang nichts aus, aber eineinhalb Stunden in eine Richtung ist dann doch auch für mich zu viel.
Ich wusste, dass ich nur mit dem Auto dahinkommen konnte, und ich wurde jeden Tag panischer, wenn ich daran dachte. Und auf einmal hatte ich noch ein Meeting. Und noch eins. Alle viel zu weit weg von unserem Wohnort!
Auf sich selbst zählen bedeutet, dass man es einfach versuchen muss
Lass mich zum Punkt kommen. Wenn mein Freund da gewesen wäre, hätte ich irgendeine Ausrede erfunden, um meine Komfortzone nicht zu verlassen. Entweder hätte ich ihn gezwungen, mich zu fahren, oder ich hätte einfach gesagt, dass ich das Auto ja eh nicht haben kann, weil er damit zur Arbeit fährt, und wäre einfach nicht zu den Meetings gegangen.
Ehrlich gesagt ist es dieselbe Situation, wie wenn man mit Freunden Essen bestellt und sich immer rausredet, um nicht anrufen zu müssen. Oder wenn man seine Eltern bittet, einem mit der Steuererklärung zu helfen, weil einem das viel zu kompliziert erscheint.
Nun, dieses Mal war ich auf mich selbst gestellt. Und eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass ich es zumindest versuchen muss.
Das erste Mal alleine im Auto war beängstigend. Aber ich habe es überlebt (und alle um mich herum auch). Daher hatte ich keine Ausrede, es nicht noch einmal zu probieren. Und noch einmal. Und weißt du was? Am Ende hat es mir sogar richtig Spaß gemacht!
Was ich damit im Endeffekt sagen möchte ist folgendes: Manchmal musst du auf dich selbst zählen, um dein volles Potenzial auszuschöpfen. Wenn man von anderen Menschen umgeben ist, ist es viel einfacher, sich einfach auf sie zu verlassen. Oder ihnen die Schuld für etwas in die Schuhe zu schieben. Jedenfalls ist es viel zu einfach, jegliche Verantwortung von sich zu weisen und auf andere Leute zu zählen, um seine Ziele zu erreichen.
Aber wenn du plötzlich auf dich selbst gestellt bist und etwas zu tun hast, hast du keine andere Wahl, als auf dich selbst du zählen. Egal wie sehr du befürchtest, es nicht zu schaffen: du wirst es dennoch versuchen.
Und du wirst Erfolg haben, denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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