Wie du mit extrovertierten Freunden umgehst: die unwillkommene Einladung

Being an introvert with extroverted friends

Extrovertierte Freunde sind toll. Sie bringen dich aus deiner Komfortzone und helfen dir, sozialer zu sein. Zudem sind sie oft gute Gesprächspartner. Meine beste Freundin ist extrovertiert, und mit ihr befreundet zu sein ist so einfach.

Aber manchmal hat es auch Nachteile, Freunde mit einer anderen Mentalität zu haben. Wenn du introvertiert bist und extrovertierte Freunde hast, kannst du dir wahrscheinlich schon denken, was ich meine: die Einladung zu einer Party.

Meine Inspiration für diesen Artikel stammt von meinem letzten Besuch bei meinen Eltern. Ich war seit sehr langer Zeit nicht für mehr als ein Wochenende dagewesen und freute mich sehr, meine Familie und Freunde ganze zwei Wochen lang zu sehen.

Meine Freude erhielt aber bald ihren ersten Dämpfer. Nach einer viel zu langen Autofahrt war ich müde und abgeschlagen und wollte lieber auf der Couch sitzen und Gesellschaftsspiele spielen, als auszugehen.

Ich nahm mir vor, einige Tage mit meiner Familie zu verbringen und dann einen ruhigen Abend mit Freunden zu planen.

Und dann kam sie: die gefürchtete Einladung von meiner extrovertierten Freundin. Sie lud mich zu einer Party mit anderen Leuten ein, von denen ich keinen kannte.

Extrovertierte Freunde sind nun mal eben extrovertiert

Eine solche Einladung stellt für mich immer ein Dilemma dar. Theoretisch möchte ich mich gerne mit meiner Freundin treffen. Aber praktisch habe ich überhaupt keine Lust, dass da andere mir unbekannte Leute dabei sind.

Für mich als introvertierte Person ist es schwer zu verstehen, warum meine Freundin, die ich seit Monaten nicht gesehen habe, mich zu einer Party einlädt, anstatt sich nur mit mir zu treffen.

Aber wenn wir wollen, dass unsere extrovertierten Freunde unsere Introversion berücksichtigen, müssen wir dasselbe auch für sie tun.

Ich weiß von mir, dass ich nicht genug daran denke. Meine erste Reaktion auf so eine unwillkommene Einladung ist meistens „Warum versuchst du mich zu quälen?“ oder „Was hast du gegen mich, dass du dich nicht mit mir alleine treffen möchtest?“ – natürlich nur in meinem Kopf.

Und das führt mich zu meinem nächsten Punkt:

Extrovertierte Freunde meinen es nicht böse

Wenn meine extrovertierten Freunde etwas vorschlagen, was mir nicht passt, muss ich immer daran denken, dass sie ja nicht ich sind. Das klingt jetzt albern, aber ich vergesse oft, dass sie ja nicht wissen können, wie ich auf eine solche Einladung reagieren werde.

Für sie ist es nett, den Abend mit einer Gruppe von Leuten zu verbringen, daher laden sie mich auch ein. Sie meinen es nicht böse, sondern wollen mich einfach nur dabeihaben.

Das gleiche gilt übrigens auch für Einladungen zum Essen, wenn deine Freunde von deinem Reizdarmsyndrom wissen. Für sie ist eine solche Einladung nett gemeint, und sie können sich nicht vorstellen, was sie in deinem Kopf auslöst.

Triff eine Entscheidung: spricht deine Introversion oder Angst?

Sobald du dich daran erinnert hast, dass deine extrovertierten Freunde es nur nett meinen und dass du nicht von ihnen erwarten kannst, alle deine Gedankengänge vorauszusehen, ist es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen.

Ich bin oft hin- und hergerissen, weil ich einerseits das Gefühl hab, die unwillkommene Einladung annehmen zu müssen, es aber anderseits gar nicht will. Es wird nicht leichter, wenn sich auch noch meine Schüchternheit meldet und ich gar nicht mehr weiß, ob ich etwas nicht will, oder nur Angst habe, mich unter Leuten nicht wohlzufühlen.

Das gleiche gilt für meinen Reizdarm: manchmal habe ich nur unbegründet Angst vor einem Schub und möchte deshalb nicht aus dem Haus gehen. Es kommt immer auf die Situation an. Ich werde niemals zum Frühstück ausgehen, aber wenn ich abends zum Sushiessen eingeladen werde, kann ich schon über meinen Schatten springen.

Im Endeffekt sieht es so aus: wenn ich das Gefühl habe, dass ich meine Absage bereuen würde, zwinge ich mich, hinzugehen. Ansonsten kann ich die Einladung mit ruhigem Gewissen absagen.

Wie du deine Reaktion deinen extrovertierten Freunden erklärst

In dem oben genannten Beispiel beschloss ich, die unwillkommene Einladung meiner Freundin nicht anzunehmen, und ich bereute es keine Sekunde lang.

Das Problem ist nur, dass man sich schnell gezwungen sieht, eine Ausrede zu erfinden. Das ist aber aus mehreren Gründen keine gute Idee.

Zum einen wird dein Freund wahrscheinlich merken, dass es nur eine Ausrede ist. Das ist nicht gerade nett und wird auf Dauer die Freundschaft belasten.

Zum anderen bist du, selbst wenn deine Ausrede realistisch klingt, längst nicht aus dem Schneider. Die nächste unwillkommene Einladung wird nicht lange auf sich warten lassen, und du musst schon ziemlich gute Ausreden erfinden können, um die Fassade aufrecht zu erhalten.

Anstatt dir also eine Ausrede einfallen zu lassen, würde ich dir raten, einfach ehrlich zu sein. Du musst nicht einmal explizit sagen, dass du keine Lust hast zu kommen. Sag deinem Freund einfach, dass du viel lieber einen Abend zu zweit verbringen würdest.

Falls es dich interessiert: genau das habe ich bei meiner Freundin gemacht und sie war sofort einverstanden!

Manchmal sollten deine extrovertierten Freunde an erster Stelle stehen

Wenn du ehrlich und kommunikativ bist, sollte es nicht schwer sein, einen Kompromiss zu finden, mit dem alle zufrieden sind.

Manchmal sollten jedoch deine extrovertierten Freunde an erster Stelle stehen. Wenn ein extrovertierter Freund eine große Geburtstagsfeier oder Hochzeit plant, musst du eben einfach mitmachen. Es wird wahrscheinlich nicht die angenehmste Situation für dich. Aber in besonderen Situationen sind deine Freunde es wert, dein persönliches Wohlbefinden zurückzustellen. Zumindest meiner Meinung nach!

 

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